Schon zum 24. Mal jährte sich am Wochenende zu Himmelfahrt der Internationale Goju-Ryu Karate-Do Sommerlehrgang in Kamen. Mit 550 Teilnehmern aus dem In- und Ausland war die Veranstaltung wieder sehr gut besucht.

Der Bürgermeister der Stadt Kamen, Hermann Hupe, ließ es sich nicht nehmen, wie schon in den Jahren zuvor die Eröffnungsrede zu halten. Dieses Mal hatte er auch ein Geschenk für Fritz Nöpel mitgebracht. Einmal mehr lobte der Bürgermeister die Organisatoren für den reibungslosen Ablauf dieser doch recht großen Veranstaltung und zeigte sich beeindruckt darüber, wie ruhig und diszipliniert sich alle Teilnehmer verhalten.

An insgesamt drei Tagen konnten sich die Karateka bei einem weit gefächerten Angebot in den vielfältigen Aspekten des Karate-Do üben. Dieses Jahr standen zum Beispiel folgende Trainingseinheiten auf dem Programm: Methodik der Prüfungsvorbereitung; Koordination bei Kata und Kumiteformen; Training mit dem Bo; Hinführung zum Sportkarate; Jukuren-Training; Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen; Kata als Kampf; Partner-Drills und Konditionstrainingsvarianten und vieles mehr.

Dass die Kamener Goju-Ryu Leute dabei nicht nur „in ihrem eigenen Saft schmoren“, sondern sich den Blick für andere Stilrichtungen und Kampfkünste bewahrt haben, zeigte sich zum Beispiel daran, dass auch Trainer aus dem Shotokan dabei waren.

Extra aus den Philippinen war Lutz Klemann angereist. Er bot traditionelles Goju-Ryu aus dem Yuishinkan an, wie es Fritz Nöpel selber in Japan erlernt hat. Diese Art des Trainings dürfte vor allem bei den Erfahrenen Erinnerungen an alte Zeiten geweckt haben, als doch anders und auch um einiges härter als heute trainiert wurde.

Sehr aufschlussreich, insbesondere für alle Dojo-Leiter, Trainer und Selbstverteidigungsexperten, waren die beiden Vorträge von Manfred Rogalla, der die strafrechtlichen Aspekte in Notwehrsituationen sowie bei Trainingsverletzungen darstellte. Von Hause aus Jurist, konnte Manfred am Beispiel verschiedener Gerichtsurteile verdeutlichen, wie komplex die Rechtslage hierbei ist, und wie unterschiedlich die Urteile in ähnlich gelagerten Fällen manchmal ausfallen. Vor allem eines wurde hier klar: die hohe Verantwortung, die man einerseits für seine Schüler im Training hat, andererseits auch für das eigene Verhalten, falls man doch einmal in eine Situation geraten sollte, in der man sich verteidigen muss.

Wie in den Vorjahren fand auch diesmal wieder eine Dan-Prüfung statt. Herzlichen Glückwunsch an Thomas Resing zum 3. Dan, Isabel Parea zum 4. Dan, Markus Orszechowski zum 5. Dan und Fotis Liaras zum 6. Dan.

Ein ausführlicher Artikel zum Sommerlehrgang erschien im „Hellweger Anzeiger“. Zwei Mitarbeiter der Tageszeitung hatten sich vor Ort über die Veranstaltung informiert und auch einige Interviews geführt.

Insgesamt war der Sommerlehrgang wieder eine rundum gelungene Veranstaltung.




Am 14.04.2013 fand der Jukuren-Lehrgang unter der Leitung von Axel Koschorreck statt.

Der Schwerprunkt lag diesmal ganz auf der Abwehr von Angriffen. Da für eine gute Abwehr u. a. ein gutes Gleichgewicht benötigt wird, wurde hierfür zunächst eine Partnerübung mit dem Ziel gemacht, das Gleichgewicht zu behalten. Was sich scheinbar einfach anhörte, erwies sich beim Ausprobieren jedoch als schwieriger. Während der eine Partner den anderen mit den Händen am Revers durch das Dojo schob, zog und drehte, sollte der andere seinen Stand nicht verlieren. Dies bedeutete jedoch nicht, dass der Partner seine Füße im Boden „verwurzeln“ sollte, sondern, dass er sich mit dem Schiebenden sinnvoll mitbewegt. Weder sollten große Schritte noch ausgleichende Bewegungen mit dem Oberkörper oder dem Kopf gemacht werden.

Axel machte deutlich, dass viele Karate-Do-Kas ihr Gleichgewicht nicht genügend wahrnehmen und sich auf ihre Anspannung verlassen. Mit Anspannen der Bein- und Fußmuskulatur ist man in der Lage, Bewegungen des Oberkörpers auszugleichen, ohne dass es einem bewusst wird. Nähme man die Spannung während des Ausgleichens aus dem Unterkörper heraus, fiele man letztendlich hin. Die Teilnehmer nahmen bei einer entsprechenden Übung wahr, dass die unbewusste Anspannung ihr Ungleichgewicht überdeckte. Individuelle Hinweise für die Verbesserung des Gleichgewichts fehlten nicht.



Es wurden verschiedene Abwehrtechniken geübt, die als Ju ausgeführt werden sollten. Der Unterschied zwischen einer Uke und einem Angriff erklärte der Lehrgangsleiter als das Fehlen der Anspannung am Ende der Abwehrtechnik. Dies impliziert, dass jede Körperbewegung, sei es eine Technik oder eine Bewegung mit den Beinen keine zusätzliche Spannung aufweist, außer der, die man zum Ausführen der Technik oder der Bewegung benötigt. Der Vorteil sei, dass „direkt nach der Abwehr ein Konter gemacht werden kann, ohne erst die Endspannung (also die Spannung am Ende) bei der Uke zu lösen“. Zu einer Ju-Abwehr gehöre, dass dem Angriff ausgewichen werde. Axel betonte, dass sich Ältere, Frauen oder Schwächere es sich ehedem nicht leisten können, einen Angriff im Stand abzuwehren, da der Angreifer meist erheblich kräftiger als man selbst sei. Die Anwesenden wichen bei der Ju-Abwehr nur soweit aus, wie sie ihren Körper schützen mussten. Um den Unterschied zu merken, wurde auch ein paar Mal die Abwehr als Go-Technik (mit einer Anspannung am Ende) ausgeführt.

Geübt wurden die Abwehrtechniken als Gesamtkörperbewegung. Die Teilnehmer übten, ihre Konzentration nicht nur auf den abwehrenden Arm zu legen, sondern auf den gesamten Körper. Voraussetzung war auch hier ein entspannter Körper („Ju“), damit die Teilnehmer selbst spüren konnten, ob sie vielleicht überflüssige Bewegungen machen, oder aber z. B. die aktive Mitarbeit der zurückziehenden Hand und somit der kompletten Körperhälfte unterließen. Von einem Anwesenden kam irritiert die Anmerkung: „Aber irgendein Körperteil muss ich doch auch bei einer Gesamtkörperbewegung zuerst bewegen.“ Axel erwiderte jedoch, wenn man im Kopf habe, dass man einen Körperteil zuerst bewegen müsse, dann mache der Körper dies auch. Vielmehr solle man im Kopf haben, dass man den ganzen Körper bewegen müsse, damit der Körper dies auch nach einigem Üben mache. Beispielhaft ließ er die Handgelenke des jeweiligen Partners greifen, die neben dem Körper gehalten wurden. Als Befreiung wurde eine Mawashi Uke gemacht, während gleichzeitig auf den Partner zugegangen wurde, um den Griff zu lösen. Der Angreifer konnte den Griff nicht halten, wenn der gesamte Körper gleichzeitig eingesetzt wurde. Bei einer Vergleichsübung, bei dem die Extremitäten einzeln bewegt wurden, blieb der Angreifer im Vorteil. Auch wenn es für die Teilnehmer schwer war, eine Gesamtkörpertechnik auf Anhieb richtig auszuführen, so gab es doch einen Aha-Effekt.



Wichtig war für Axel noch zu erwähnen, dass wir alles, was uns ein Trainer oder Lehrer zeigt, ausgiebig ausprobieren und prüfen sollen, denn erst danach könne man feststellen, ob dies für den eigenen Körper das richtige ist.

(Anmerkung der Berichterstatterin: Es waren sowohl Frauen als auch Männer beim Jukuren-Lehrgang anwesend. Zur besseren Lesbarkeit wurde aber darauf verzichtet, jeweils die männliche und die weibliche Schreibweise zu verwenden.)

Kata und Kata Bunkai waren die Schwerpunktthemen des Dansha Lehrgangs, der am 10. März unter der Leitung von Fritz Nöpel und Alf Lehmann in Kamen stattfand.

Circa 30 Teilnehmer  aus dem Braun- und Schwarzgurtbereich hatten sich im Kamener Dojo eingefunden.

 

Zunächst einmal stand die Vermittlung von Hintergrundwissen auf dem Programm. Um zu einem tieferen Verständnis unserer Stilrichtung zu gelangen, muss man sich mit der chinesischen Sicht nicht nur auf die Kampfkunst sondern auf die Dinge im Allgemeinen beschäftigen. So haben zum Beispiel die Geschichten,  die es zu den Katas gibt, nicht nur die Funktion, die Kata lebendig zu halten, sondern sie vermitteln auch Wissen über die Geschichte Chinas. Daneben spielen auch die Charakterschulung und Gesundheitsförderung eine große Rolle.

Fritz Nöpel ging auf die große Vielfalt der Techniken in unserer Stilrichtung ein und machte den Unterschied zwischen Omote und Okuden deutlich.

 

Im praktischen Teil wurde Omote Bunkai anhand einzelner Passagen aus den Katas Seeinchin, Sepai und Sesan geübt. Hierbei erläuterte der Meister auch die Rolle der verschiedenen Tiere in der Kampfkunst. Ganz wichtig für die Umsetzung dessen, was die Kata zeigt, ist Ehrlichkeit zu sich selbst: „Was kann ich eigentlich?“ „Warum klappt diese oder jene Technik nicht? Ist sie für mich nicht geeignet oder muss ich härter trainieren, damit ich es hinbekomme?“

 

Die Atmungs-Kata Tensho und Sanchin wurden ebenfalls geübt, wobei auch die jeweiligen charakteristischen Merkmale herausgestellt wurden.

Zum Schluss erzählte der Meister noch die Geschichte zur Kata Sanchin.


Kata Sanchin

Kata Bunkai