Unter der Leitung von Felix Lehmann, 4. Dan, fand am Sonntag, den 20. Oktober ein Stilrichtungslehrgang im Kamener Dojo statt. Thema war die Wegschule.

 

In der theoretischen Einführung tauschten sich die Teilnehmer über folgende Fragen aus:

Warum hast du mit dem Karate angefangen?

Wie lange machst du schon Karate?

Was hat sich verändert im Laufe deines Karatelebens?

Felix erläuterte dann eingehend, was unter Wegschule zu verstehen ist. Als letzter Part der Dreiteilung des Shu – Ha – Ri erfolgt in dieser Entwicklungsstufe eine Individualisierung, das heißt man erkennt seinen eigenen Weg im Karate. Verschiedene Aspekte können hier im Vordergrund stehen, so zum Beispiel die Selbstverteidigung, der sportliche Wettkampf, Gesundheit, Meditation oder Philosophie.

Gemäß dem Motto „Denke selbst, sonst tun es andere für dich“ muss auf der Stufe der Wegschule eine skeptische Grundhaltung entwickelt werden. Wenn man sich ständig nur an seinem Lehrer oder Meister orientiert, besteht die Gefahr, dass man vergisst, sich das Karate selber zu erarbeiten. Wegschule bedeutet, dass man zurück zum Anfang geht und alles, was man in der Grundschule und Formschule gelernt hat, kritisch betrachtet. Hier ergibt sich natürlich die Frage, ab wann man seinen eigenen Weg gehen kann bzw. ab wann der Anfänger den Meister in Frage stellen darf.

Eine weitere Frage ist die nach der besten Methode für solches kritisches Denken. Am besten geeignet, so Felix, ist die experimentelle Methode. Durch ständiges Üben und Ausprobieren findet man heraus, welche Techniken und Bewegungsmuster für einen geeignet sind, und gelangt auf diesem Weg zu immer mehr Eigenverantwortlichkeit.

Dies lässt sich mit dem Durchlaufen des Schulsystems vergleichen, bei dem von der Grundschule über die weiterführende Schule bis hin zum Studium immer mehr Selbständigkeit entwickelt wird.

 

Im praktischen Teil wurde anhand der Kata Bunkai gezeigt, wie dieser Weg verlaufen kann. Felix wählte hierfür die Geki Sai. Zunächst wurde die vorgegebene Bunkai auf einer Linie geübt. Es stellte sich heraus, dass durch diese Linearisierung viele Charakteristika der Kata nicht mehr vorkommen. Man kann also sagen, dass es sich um eine typische Bunkai der Grundschule handelt.

Als nächstes sollten die Teilnehmer sich die Frage stellen: „Warum mache ich die Kata?“ Man einigte sich darauf, die Geki Sai aus dem Blickwinkel der Selbstverteidigung zu analysieren. Je nach Karateerfahrung, individuellem Können und Übungspartner ergaben sich in der Bunkai verschiedene Anpassungen der Techniken.

 

Foto: Kata-Bunkai

Nach dem gleichen Prinzip wurden dann die Nage Wasa Nr. 8 und Nr. 7  sowie die Kumite Ura Nr. 8 als Selbstverteidigungssituationen erarbeitet. Wieder ergaben sich unterschiedliche Möglichkeiten. So zeigten sich einerseits Anpassungen, bei denen man  nahe an der Technik blieb, das heißt, die problematischen Stellen nur kleinschrittig veränderte, und andererseits relativ freie Formen der Modifizierung.

Sowohl bei der Kata Bunkai als auch bei den Partnerformen waren die Teilnehmer noch nicht hundertprozentig zufrieden mit den gefundenen Anpassungen. Nur durch beständiges Üben,  Experimentieren und kritisches Hinterfragen gelangt man zu einer Entwicklungsstufe, auf der man zu seinen eigenen Techniken gefunden hat, von denen man auch überzeugt ist.

 

Ein sehr aufschlussreicher Lehrgang, auf dem das Thema „Wegschule“ in der Tiefe bearbeitet wurde.

 

 

Mit 24 Teilnehmern gut besucht war der Jukuren-Lehrgang, der am Sonntag, den 29. September im Kamener Dojo stattfand. Die Leitung hatten Meister Fritz Nöpel und Sensei Martin Nienhaus. Das Thema des Lehrgangs lautete: „Wie liest man eine Kata?“

Zu Beginn hielt der Meister ein Mondo ab. Nach einigen Hinweisen zur Ausführung der Kata und der Bunkai erläuterte er detailliert die Unterschiede zwischen den einzelnen Katas. Dabei ging es zunächst um die geschichtliche Entwicklung in drei Stufen von China über Okinawa nach Japan. In diesem Zusammenhang wies der Meister noch einmal auf den großen Einfluss Chinas hin. Anschließend wurde die Einteilung der Kata in folgende Kategorien erläutert: Fukyu Kata, Tensho und Sanchin, Hakuzuru no Kata, Baiburen no Kata und Jukuren no Kata. Die Charakteristika dieser Gruppen wurden ebenso besprochen wie ihre Entstehungsgeschichte. 

Was das richtige Lesen der Kata angeht, so gilt es folgende Aspekte zu beachten.: das Schrittdiagramm, welches das korrekte Laufen auf den Grundlinien vorgibt; die fünf Elemente und die fünf Tiere mit ihren jeweiligen Ausprägungen; die Shingi; die Geschichten zu den Katas; die Zuordnung der Farben gelb und grün zu den Katas.

 

Foto: Mondo mit Meister Fritz Nöpel

 

Ein weiterer Punkt des Mondos waren Hinweise für Jukuren. Der Meister besprach ausführlich, wie aus dem  korrekten Zusammenspiel von Stand, Verteidigung, Konter Zielrichtung, Distanz und Abschluss eine effektive Selbstverteidigung entsteht. Zu diesem Punkt gehörten auch die rechtliche Seite der Selbstverteidigung sowie die eigenen Erfahrungen des Meisters mit Selbstverteidigungssituationen im Ausland. In einer Verteidigungssituation muss jede Technik überzeugend sein und man darf sich keine Fehler leisten. Das Wissen um die hochempfindlichen Körperstellen ebenso wie Schnelligkeit, Genauigkeit und Gemeinheit sind entscheidend. Wichtig ist außerdem, dass man Kontrolle hat, das heißt, man darf nicht mit Ärger oder Wut kämpfen, sondern muss einen leeren Kopf haben, so wie es die Tiere machen.

 

Im Anschluss an das Mondo übernahm Martin. Nach anfänglichen Übungen zur Lockerung stellte er verschiedene Atemübungen aus dem Qi Gong vor. Mit ihren typisch chinesischen bildhaften Namen, so zum Beispiel „Auf einem Boot in der Mitte eines Sees paddeln“, „Mit einem Ball am Strand spielen“ oder „Den Mond anschauen“, wirken die Übungen nicht nur auf der körperlichen sondern auch auf der mentalen Ebene. Martin demonstrierte, wie die Übungen zur Lockerung, zur Kontrolle des Atems aber auch zur Kräftigung genutzt werden können.

 

Nach der Mittagspause

 

Martin           Jukuren No Kata

                    Ablauf und Bunkai

Martin demonstrierte den Ablauf der Kata in einzelnen Sequenzen, die auch alle im Bunkai erarbeitet wurden, so dass zu jeder Bewegung bei den Teilnehmern eine Vorstellung davon entstand, wie das gezeigte Prinzip anzuwenden ist. Wie schon am Vormittag wies er noch einmal darauf hin, dass der kämpferische Aspekt im Vordergrund steht, aber es ebenso wichtig ist, sich die Bewegungen auch körperlich und energetisch zu erarbeiten. Hierzu stellte er auf der einen Seite die gezielte Kräftigung mit Hilfe der Übungen vor und zeigte noch einmal, wie sich die Übungen durch die Herausnahme der Kraft andererseits auch als Energieübung ausführen lassen. Hierbei sollten sich die Teilnehmer zum leichteren Einstieg in die Materie zunächst an der Atmung orientieren. Gerade die Jukuren erhalten als „Erfahrene in der Kampfkunst“ durch die Kata eine Übungsform, die den Übenden in seiner Gesundheit auf vielfältige Weise unterstützt.

Meister Nöpel zeigte im Verlauf des Nachmittags noch einige für ihn wichtige Punkte bei den einzelnen Bewegungsformen auf. Die Teilnehmer bekamen dadurch an diesem Tag einen besonderen Einblick in die Ideen der beiden Meister, wie sie die Kata und ihre tiefen Inhalte für sich selbst kämpferisch und gesundheitlich nutzen können.

Zum Abschluss den Nachmittags machte Meister Nöpel noch einmal darauf aufmerksam, wie wichtig die korrekte Selbstverteidigung ist, und ließ dazu häufige Angriffe üben und abwehren. Dabei legte er großen Wert auf den Unterschied zwischen Bunkai und SV und erklärte, dass die Analyse einer Bewegungssequenz etwas anderes ist als deren Umsetzung in die realistische Selbstverteidigung. Das eine schafft Wissen und Verständnis, das andere klärt eine bedrohliche Auseinandersetzung.

Für viele Teilnehmer ging dieser spannende Lehrgang zu schnell vorüber und sie hätten gerne noch weitergemacht. Aber auch so rauchten ihnen die Köpfe und sie haben einiges neu einordnen können und nun genug Inhalt, den es zu trainieren und umzusetzen gilt.

 

Am Montag, den 08. Juli fand beim Karate Do Club Kamen / Bergkamen e.V. eine Kyu-Grad-Prüfung statt. Folgende Karatekas waren angetreten: 

Helene Assmann,

Lisa Maria Lohmann,

Tatjana Middendorf,

René Schilling, 

Alea Uhing,

Iva Zrakic,

jeweils zum 8. Kyu sowie

Anatoli Loukidis zum 6. Kyu.

 

Die Karateschüler zeigten ihr Können in den verschiedenen Disziplinen unserer Stilrichtung, des Yuishinkan Goju Ryu Karate Do.

 

Die Prüfer Felix Lehmann und Alexander Hakenesch waren mit den gezeigten Leistungen zufrieden, so dass alle ihre neue Urkunde mit nach Hause nehmen konnten.

 

Herzlichen Glückwunsch!

 

Die erfolgreichen Prüflinge.