Wie schon in den vergangenen Jahren, fand im Herbst ein Waffen-Lehrgang unter der Leitung von Fritz Nöpel ( 9.Dan ) in Kamen statt. Gemeinsam mit Alf Lehmann ( 3.Dan ) vermittelte er Einblicke ins Kobudo und den Umgang mit Waffen.
In der theoretischen Einführung beschrieb Fritz Nöpel die einzelnen Kobudo-Waffen, ihre Herkunft und Anwendung. Die aus der Landwirtschaft und Fischerei Okinawas stammenden Waffen waren für die Bauern Gegenstände des täglichen Lebens und der Umgang war ihnen vertraut. Daneben etablierten sich auch noch andere Waffen, die versteckt getragen wurden und auch nicht unbedingt als Waffen zu erkennen waren ( Tessen, Haarnadel, Dolch ). In Japan entwickelte sich im Ninjutsu eine ganz eigene Waffengattung. Die verschiedenen Waffen wurden zum Teil auch als Werkzeug benutzt. Aber alles überragend war die Krieger-Kaste der Samurai, die meisterlich Tekomit ihrem Schwert umgehen konnte. Ihnen war es vorbehalten Schwerter zu tragen und so dienten viele Waffen dazu, sich dagegen zu verteidigen.

Anhand von Tessen, Teko und Hanbo, vermittelte Fritz Nöpel, wie man diese Waffen auch ohne Kobudo-Erfahrung heute sinnvoll einsetzen kann. Tessen und Teko als kleine verdeckte Waffen, die sich jederzeit am Körper tragen lassen. Schnell kann man auch ein Tessen durch eine zusammengerollte Zeitung ersetzen oder ein Teko durch einen Schlüssel. Sie können das Schlagen und Stossen des Karateka unterstützen. Sie verstärken die eigenen Körperwaffen. Nicht ganz so leicht zu verbergen ist der Hanbo. Aber ein Stock oder Regenschirm, lässt sich jederzeit in einen Hanbo umwandeln. Damit hat man einem Angreifer gegenüber den Vorteil, eine größere Distanz zu bekommen. Auch hier können die Prinzipien des Karate sofort umgesetzt werden: Blocken, weiterleiten, stoßen, schlagen......







Später wurde mit Shinais eine Angriffs- und Verteidigungssequenz geübt. Eigentlich vor Jahren erdacht, um bei Kindern gefahrlos den Kampfwillen zu fördern, hatten auch die erwachsenen, im Umgang mit dem Shinai unerfahrenen, Karateka viel Spaß daran. Relativ gefahrlos konnte man hier erkennen, wie es um die Reaktionszeit steht.

Ein Lehrgang, der gezeigt hat, wie vielseitig Karate sein kann, wenn man sich auch mal mit anderen, aber naheliegenden Dingen beschäftigt. Als Karateka auf Hilfsmittel zurückzugreifen ist keine Schande. Auch die List und versteckte Waffen gehören zur Kampfkunst. Schließlich ist ein Angreifer auch nicht fair und er sucht sich ein vermeindlich schwächeres, unbewaffnetes Opfer. Sich nicht in die Opferrolle drängen zu lassen und auch mal dem Angriff zuvor zu kommen um nicht kampfunfähig zu werden, sollte Ziel einer Verteidigung sein, denn: „Angriff ist die beste Verteidigung“.


GrasshopperAuf dem Weg des Karate, und im Besonderen bei Beschäftigung mit der Kata, 
tauchen bei dem fortgeschrittenen Karateka immer wieder Fragen nach Bedeutung und Sinn der Übung auf.
Wenn guter Rat teuer ist, bieten die heutigen Kommukinationswege oft schnellen Kontakt.
Hier mal kurz bei Youtube vorbeigeschaut, dort mal einige Postings in irgendeinem Kampfkunstforum abgesetzt, und schon öffnen sich einem die Tore zum Allwissen der Kampfkunst (inklusive Bubishi-Interpretation).

Nach kurzer Zeit hat man alle Einzelteile zu einer brauchbaren Information zusammengenagelt, und kann die Erfolge im Dojo umsetzten, oder nächste Woche damit bei einer Danprüfung auftreten.

Kann man das wirklich? Ich glaube, dass man das nicht kann!

Viel Glück dabei.




Deshalb, schickt bitte keine Emails die folgendes enthalten:
(Beispiele / Namen, Kata und Wochentage geändert)

……ich bastel gerade an meiner Sanseru-Bunkai für meine Shodanprüfung, mir fehlt noch ein cooler move für die letzte Position mit den Doppelkranichhänden………….
(was für Doppelkranichhände!?)

……..ich bin Sensei im Dojo Quicklesson , meine Schüler sollen die Bunkai zu Gekisai dai Ni vorführen. Was sollen die zeigen, wenn ich sie am Dienstag prüfe………
(Sensei…mmhh., ja alles klar)

…….ich war letzte Woche auf dem Kataseminar bei Meister Tokidoki, ich habe die letzten 20 Schritte von Suparimpai nicht mehr ganz auf dem Schirm, kannst Du sie mir mal kurz beschreiben, am Besten als PDF-File, dann kann ich sie beim Training von meinem Smartphone ablesen, und hast Du schon APPS für die Kumite-Ura fertig…………

Ihr denkt das gibt es nicht……..?

 

So geht’s nicht!

Deshalb beantworte ich solche Emails nicht, alles braucht seine Zeit und ernsthafte Betreuung.

 

Go on Grasshopper!!

Christian Winkler

 

 

 


Sensei Fritz Nöpel ( 9.Dan ) entführte die rund 30 Teilnehmer des Dansha-Lehrgangs in das alte China. Kampfkunstschüler stellten sich bereits vor der Aufnahme bei einem Meister einer Prüfung. Der Meister wollte sicher gehen, dass sich eine Ausbildung lohnt und dieser Schüler sein Vertrauen verdient. Erst wenn ein Schüler von seinem Lehrer nichts mehr lernen konnte, wurde er von diesem ermutigt, sich einen neuen Meister zu suchen und neue Wege zu beschreiten. Bis dahin vergingen Jahre und die Beziehung zwischen Meister und Schüler war nicht nur durch Lehren und Lernen geprägt, sondern auch durch Vertrauen und Respekt voreinander. Die Ausbildung umfasste nicht nur die Entwicklung des Körpers und der Kunst des Kämpfens, sondern auch des Geistes und Charakters. Der Konfuzianismus, sowie Buddhismus spielten hierbei eine große Rolle. Im Laufe der Zeit haben sich die Ausbildung und ihr Stellenwert in der Gesellschaft geändert. Aber auch noch heute streben Karateka (und andere Budoka) über den Weg der Kampfkunst und dem Dojokun danach, zum Mensch zu werden. Mit der Prüfung zum 1. Dan sind sie als Schüler auf ihrem weiteren Weg aufgenommen und noch lange keine Lehrer. Anhand dem Verständnis für die Kata in den einzelnen Dan-Stufen, erläuterte Fritz Nöpel, wie eine Entwicklung bis zum 6.Dan verlaufen sollte. Der Zugang zur Kata ändert sich im Verlauf der Karate-Entwicklung und führt dazu, dass man über das Suchen, Fordern und Ordnen, die wahre Form erkennt. Im praktischen Teil wurden dann die Kata Seeinchin und Sanseru unter dem Gesichtspunkt für den 1. Dan gelaufen und der Partner wies auf Fehler hin. Aber was ist Falsch und was ist Anders? Welche Kriterien müssen unbedingt erfüllt werden? Welchen Sinn haben die Bewegungen? Welche Rolle spielen die Stellungen? Schnell entwickelten sich Diskussionen und manch einer geriet in Erklärungsnot, ob seiner Version der Kata.

Im letzten Teil des Lehrgangs ging Martin Nienhaus (4.Dan Shotokan, 4.Dan SOK) auf die chinesischen Wandlungsphasen ein. Anhand der Eröffnungssequenz der Kata Nijushiho, erläuterte er die Bedeutung der Elemente Wasser, Erde und Feuer. Dabei hat jede Wandlungsphase eine bestimmte Form von Energie, die bei der Anwendung eingesetzt wird. Wasser fließt und Angriffenergien werden aufgenommen, weitergeleitet und Konter erfolgen in der Bewegung. Erde dagegen ist ein Element, das durch seine Kraft und Härte überzeugt. Kraftvolle, durchschlagende Techniken sind hier entscheidend. Auch das Feuer wirkt zerstörerisch, aber viel schneller als das Element Erde. Mit Feuer ergreift man sofort die Initiative und geht in den Angriff hinein, bevor er stattfindet. Im weiteren Verlauf des Lehrgangs ging es nun darum, diese 3 Elemente in der Kata Seeinchin umzusetzen.

Die beiden Referenten machten deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der kämpferischen Form der Kata unendlich viele Möglichkeiten bietet. Ihre sinnvolle Anwendung unter Berücksichtigung der eigenen Fähig- und Fertigkeiten, lässt das Studium der Kata nie langweilig werden und stellt immer wieder eine Herausforderung dar. Die individuelle Entwicklung darf aber nicht dazu führen, die Kata nach seinen Wünschen zu verändern. Die  Urform  muss  beibehalten werden und  soll  auch  so, nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.