Kurz vor den Feiertagen, zum Jahreswechsel, ist das Dojo meist nicht so voll wie gewohnt.
Das offizielle Jahresabschlusstraining liegt hinter uns, und so kamen hauptsächlich die Anfänger, die ihre Kyuprüfung noch vor sich haben.
Dieses Jahr hat das Wetter sein Übriges dazu getan. 25 cm Schnee, da sind nicht viele zum Training da.
Mehr Zeit für besonderes und individuelles Training. Cool

Das Besondere war, einige Übungen im Schnee zu machen.
Techniktraining und Liegestütz im Schnee war für die Anfänger doch wieder so eine komische Sache, die doch sonst nur die Schwarzgurte machen?

im schnee 2010



Individuell hieß unter anderem, traditionelles Trainingsgerät noch intensiver zu nutzen.
Alf und ich haben uns mit den ChiIshi befasst. Die Chiishi sind das Trainingsgerät, um Kraft für nahe Techniken zu entwickeln.
Hier kann man bei der Übung die Bewegung schön mit dem Stand und der Schwerpunktführung kombinieren.
Krafteinsatz zur richtigen Zeit in der Bewegung fällt einem danach gleich leichter.
Neben dem körperbildenem Effekt ist das bei diesen Übungen noch gehaltvoller für das Karate.


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Die ChiIshi, die wir benutzt haben, wiegen zwischen 4 und 5 Kilogramm. Es empfiehlt sich, ChIshi mit verschiedenen Gewichten zu haben,
um bei den einzelnen Übungen immer das richtige Gewicht benutzen zu können.

Unsere ChiIshi sind in Eigenarbeit vor Jahren von unseren Dojomitgliedern selbst hergestellt worden.
Hierzu braucht man nur Betonfertigmischung, einige Holzstiele, einige Konservendosen verschiedener Grösse und einige Schrauben.

Dansha Lehrgänge sind, wie der Name schon sagt, für Dan-Träger und –Anwärter ausgelegt. Ein entsprechend technisches Niveau sollte vorausgesetzt werden. Christian,  machte den Anwesenden aber bereits zu Anfang deutlich, dass er mehr erwartete als gezeigt wurde.klebende Hände

Im ersten Teil des Lehrgangs wurden Fertigkeiten geübt, die z.T. im späteren Kata-Teil benötigt wurden oder einfach nur dem Verständnis der Ganzkörperbewegung dienten. Hier forderte er mehr Bewegungsfreude, Distanzgefühl und Körpereinsatz. Dabei ging es auch darum, auch bei neuen Übungen, nicht die vielen Jahre des harten Trainings zu vergessen die man schon hinter sich gebracht hat. Nach einer kurzen Pause, ging es dann mit der Kata Shisochin weiter. Christian erläuterte schrittweise den Ablauf der Kata, so dass auch die Braungurte und Gäste aus anderen Stilrichtungen, folgen konnten. Dazu wurden einige Kombinationen aus der Kata herausgenommen und mit dem Partner geübt. Hierbei ging es darum, sich bei der Verteidigung mit dem ganzen Körper zu bewegen. Nicht zu spät, nicht zu früh, sinnvoller Einsatz von Technik und Körper, zur rechten Zeit. Wie es ein erfahrener Karateka halt macht.


Christian forderte die Teilnehmer auf, mit mehr Eigenverantwortung zu trainieren. Es macht sich immer mehr eine Konsumhaltung bemerkbar: Einschalten, Anschauen, Abschalten. Oder: „Ich bin da, nun zeig`mal“. Wo ist das „Ich will“?  Es muss ein bisschen Selbstkritik und mehr „Feuer“ in die schwarzen und auch ausgebleichten Gürtel zurückkehren. Für diejenigen, die dazu bereit sind, war dieser Lehrgang bestimmt eine Hilfe auf ihrem weiteren Karate-Weg.


 Kata Shisochin

 

Wie schon in den vergangenen Jahren, fand im Herbst ein Waffen-Lehrgang unter der Leitung von Fritz Nöpel ( 9.Dan ) in Kamen statt. Gemeinsam mit Alf Lehmann ( 3.Dan ) vermittelte er Einblicke ins Kobudo und den Umgang mit Waffen.
In der theoretischen Einführung beschrieb Fritz Nöpel die einzelnen Kobudo-Waffen, ihre Herkunft und Anwendung. Die aus der Landwirtschaft und Fischerei Okinawas stammenden Waffen waren für die Bauern Gegenstände des täglichen Lebens und der Umgang war ihnen vertraut. Daneben etablierten sich auch noch andere Waffen, die versteckt getragen wurden und auch nicht unbedingt als Waffen zu erkennen waren ( Tessen, Haarnadel, Dolch ). In Japan entwickelte sich im Ninjutsu eine ganz eigene Waffengattung. Die verschiedenen Waffen wurden zum Teil auch als Werkzeug benutzt. Aber alles überragend war die Krieger-Kaste der Samurai, die meisterlich Tekomit ihrem Schwert umgehen konnte. Ihnen war es vorbehalten Schwerter zu tragen und so dienten viele Waffen dazu, sich dagegen zu verteidigen.

Anhand von Tessen, Teko und Hanbo, vermittelte Fritz Nöpel, wie man diese Waffen auch ohne Kobudo-Erfahrung heute sinnvoll einsetzen kann. Tessen und Teko als kleine verdeckte Waffen, die sich jederzeit am Körper tragen lassen. Schnell kann man auch ein Tessen durch eine zusammengerollte Zeitung ersetzen oder ein Teko durch einen Schlüssel. Sie können das Schlagen und Stossen des Karateka unterstützen. Sie verstärken die eigenen Körperwaffen. Nicht ganz so leicht zu verbergen ist der Hanbo. Aber ein Stock oder Regenschirm, lässt sich jederzeit in einen Hanbo umwandeln. Damit hat man einem Angreifer gegenüber den Vorteil, eine größere Distanz zu bekommen. Auch hier können die Prinzipien des Karate sofort umgesetzt werden: Blocken, weiterleiten, stoßen, schlagen......







Später wurde mit Shinais eine Angriffs- und Verteidigungssequenz geübt. Eigentlich vor Jahren erdacht, um bei Kindern gefahrlos den Kampfwillen zu fördern, hatten auch die erwachsenen, im Umgang mit dem Shinai unerfahrenen, Karateka viel Spaß daran. Relativ gefahrlos konnte man hier erkennen, wie es um die Reaktionszeit steht.

Ein Lehrgang, der gezeigt hat, wie vielseitig Karate sein kann, wenn man sich auch mal mit anderen, aber naheliegenden Dingen beschäftigt. Als Karateka auf Hilfsmittel zurückzugreifen ist keine Schande. Auch die List und versteckte Waffen gehören zur Kampfkunst. Schließlich ist ein Angreifer auch nicht fair und er sucht sich ein vermeindlich schwächeres, unbewaffnetes Opfer. Sich nicht in die Opferrolle drängen zu lassen und auch mal dem Angriff zuvor zu kommen um nicht kampfunfähig zu werden, sollte Ziel einer Verteidigung sein, denn: „Angriff ist die beste Verteidigung“.