Gerade erst angefangen und schon wieder vorbei. Der Lehrgang, der Goju Ryu Karateka aus ganz Deutschland anzieht und diesmal auch aus der Schweiz, fand wie gewohnt am Wochenende um Christi Himmelfahrt statt. Die über 500 Teilnehmer hatten Glück mit dem Wetter und so war es nach Jahren mal wieder möglich, trocken auf er Wiese zu zelten und zwischen den Trainingseinheiten den Gi in der Sonne zu trocknen.

Sommer-Lehrgang

Sommer-Lehrgang 2
Die Angebote für die Karateka waren sehr vielseitig. Natürlich standen die klassischen Themen wie Kumite Formen, Kata, Bunkai und Selbstverteidigung im Vordergrund. Die Referenten, die sich in den verschiedensten Bereichen spezialisiert haben, zeigten ihr Karate, so wie sie es verstehen und auch in ihren Dojos vermitteln. Die Experten aus dem Shotokan, Lothar Ratschke und Martin Nienhaus, entführten in ihre Stilrichtung. Der im Yuishinkan nicht unbekannte Bodenkampf fand genauso Anklang, wie die SV für Frauen oder die Theorie-Einheiten. So gab der Lehrgang auch die Möglichkeit mal über den Tellerrand zu schauen oder sich einfach neue Anregungen zu holen. Mit einer Einheit für Dan-Träger ab dem 4. Dan setzte Fritz Nöpel seine Fortbildungsreihe für die höheren Dane fort. Es war also für jeden etwas dabei.

Natürlich gehörte das Fachsimpeln zwischen den Trainingseinheiten genauso dazu, wie das „Hallo“, weil man sich jedes Jahr hier trifft, oder das Feiern am Abend. In den nächsten Wochen wird das Training sicher von den neuen Eindrücken beeinflusst und es ist schön zu wissen, zu einer großen Gemeinschaft zu gehören.

Um für die Opfer der Tsunamikatastrophe in Japan Geld zu sammeln wurde eine Spendenbox aufgestellt.
Es sind 2035 € zusammengekommen. Danke an alle!

Der theoretische Teil, bei dem Christian die Frage nach den Unterschieden in den Stilrichtungen aufwarf, gab reichlich Stoff zum Diskutieren und Nachdenken. Fazit war, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, sondern es auf die Effektivität der einzelnen Techniken ankommt. Und nach diesem Grundsatz arbeiten alle Systeme. So ist es wichtig, sein Karate so weit zu entwickeln, dass es funktioniert und überzeugt. Nicht nur den Prüfer, Schüler oder Zuschauer, sondern auch einen selbst. Auch ist es wichtig, die Funktionalität erklären zu können und sich nicht hinter einer vermeintlichen Ausführung der Stilrichtung zu verstecken, mit der Begründung: dass es dort halt so gemacht wird.
Die ersten Übungen im praktischen Teil nutzte Christian, um zu verdeutlichen was er unter einer ganzheitlichen Bewegung versteht. Viele Faktoren beeinflussen eine Bewegungsfolge und machen es nicht einfach sie zu einem optimalen Ergebnis zu führen. Hilfreich für die eigene Karateentwicklung ist, ob man mit dem Ergebnis zufrieden ist oder es nicht doch noch verbessern kann. Im weiteren Verlauf wurden diese Erfahrungen in die Kata Saifa miteingebracht. In der Bunkai wurde dann deutlich, wie wichtig die richtige Ausführung der Bewegungen ist, damit sie auch am Partner funktionieren können. Dabei ist es auch nötig, sich damit zu beschäftigen, wie ein Angreifer reagiert, welche Schutzreflexe auftreten und wie man damit umgehen kann.
Viel Arbeit für die Zukunft, aber wichtig für die eigene Entwicklung.

Erklärungen zur Kata Sanchin von Fritz NöpelIm theoretischen Teil des Lehrgangs verteilte Sensei Fritz Nöpel Info-Material zur Geschichte des Goju Ryu. Ein Dan-Träger sollte neben seinen technischen Fertigkeiten, auch ein solides Basiswissen um die Geschichte seiner Kampfkunst haben und erklären können, was seine Stilrichtung von anderen Stilrichtungen unterscheidet. Die für das eigene System prägenden Techniken sollten bekannt und auch erklärbar sein. Genauso die systemtypische Art des Kämpfens. Sensei Nöpel wies auf die Ursprünge unserer Kampfkunst in China hin, wie Norden und Süden, sowie Konfuzius und Laotse die Stile beinflusst haben. Das Wissen um die Ursprünge kann auch dem Ein oder Anderen einen anderen Zugang zur Kata ermöglichen.
Gruppentraining
Im zweiten Teil des Lehrgangs durfte dann praktisch gearbeitet werden. Zuerst ging Sensei Nöpel auf einige wesentliche Elemente in der Kata Sanchin ein, bevor die Teilnehmer ihren Graduierungen entsprechend aufgeteilt wurden. Sie bekamen einen höheren Dan-Träger zugeteilt, der die Kata und deren Bunkai durchging, die zur nächsten Prüfung ansteht. Dabei erhielten die Akteure Gelegenheit, neben der Omote-Form auch etwas freier zu arbeiten und zu experimentieren. Sensei Nöpel ging durch die Gruppen, korrigierte, gab Ratschläge oder beantwortete Fragen die aufkamen.

Wiedereinmal hat es Sensei Nöpel geschafft aufzuzeigen, wie vielseitig Karate sein kann, wenn man sich intensiv damit auseinandersetzt. Nur technisch zu glänzen, sollte einem Dan-Träger nicht genügen.