Einige Gedanken , die mich schon lange umtreiben……..
Als ich 1982 mit dem Karate begonnen habe, fand dreimal wöchentlich Training unter der Anleitung von Sensei Nöpel im Dojo Kamen statt. Zu Beginn waren fast nur Weißgurte im Dojo, dass Dojo hatte gerade mit dem Trainingsbetrieb angefangen. Das Training begann mit Gymnastik gefolgt von Konditionsübungen. Die Konditionsübungen bestanden aus Schubkarre, Froschhüpfen, Entengang, Haratekki (Situps) und Kopfdrücken in verschiedenen Ausführungen. Danach folgte Kihon, Kata und Kumiteformen. Eine Trainingseinheit dauerte 1,5-2 Stunden. Das war auch erforderlich den allein die Gymnastik und die Konditionsübungen nahmen schon einmal 40 Minuten in Anspruch.
Das Techniktraining bestand im Wesentlichen aus, nach heutigen Ansprüchen an die Menge der Techniken, wirklich sehr einfachem Kihon( inklusive der kleinen Kata, die heute fast keiner mehr kennt), den Kata aus dem Kyubereich und einigen Runden Tegumi (zu Beginn eher selten, da keine Fortgeschrittenen vorhanden waren) und Newaza, nach dem Techniktraining, zum Schluss, gab es dann noch eine Konditionsrunde von ca. 10 - 15 Minuten.
Hier wurden Ebi, Löwe und ähnliche Übungen gemacht.
Zu jener Zeit hat Sensei Nöpel alle Übungen vor- und mitgemacht. Er war zu dieser Zeit 47 Jahre alt. Viele die heute seine Lehrgänge besuchen und mit Bewunderung sehen, welches Karate er mit 80 Jahren demonstriert, müssen wissen, was und wie er trainiert hat, um das zu zeigen, was er heute zeigen kann.
Kurz nach meiner Shodanprüfung im Juni 1987 hat sich viel verändert.
Im Dezember 1987 fand die letzte Danprüfung nach der Yuishinkan-Prüfungsordnung in Ochtrup statt. Danach gab es eine Prüfungsordnung gleich für alle GoJu-Ryu Karateka im GKD/DKV. Sie war ein Kompromiss der verschiedenen GoJu-Ryu-Ausprägungen (GoJu-Kai nach Yamaguchi, Kenbukan nach Ujita und Yuishinkan nach Kisaki.)
Einige originäre Inhalte des Yuishinkan sind dadurch in der Prüfung weggefallen.
Man könnte annehmen, dass das für den Trainingsbetrieb keine Rolle spielt und man seine Identität bewaren kann. Das hat in den meisten Dojo überhaupt nicht hingehauen.
Aus jener Zeit sind nur sehr wenige Karateka noch aktiv, was mir auffällt, ist das diese Karateka mit anderer Einstellung trainieren und ein anderes Karate machen, wie auch immer. (siehe Danprüfung hoher Dangrade Sommerlehrgag in Kamen 2015, "der Reflex stirbt nicht")
Heute trainieren viele „Zielgruppen“ in den Dojo 2mal in der Woche 1,5 Stunden. Training darüber hinaus ist meist Athleten dem Sportbetrieb vorbehalten. Hier werden andere Inhalte auf sehr hohem Niveau trainiert, das ist nicht das Selbe.
Seit vielen Jahren bin ich auch auf Lehrgängen als Referent tätig, was mich schon mehrfach erschrocken hat ist, das Karateka dem Yuishinkan zugehörig, angelehnt oder was auch immer sind, keine Ahnung haben was Newaza (nur als Beispiel) ist oder schon einmal was von Kumite-Ura oder Nage-Waza gehört haben.
Karate hat sich verändert, einiges ist besser geworden anderes schlechter. Der praktische Bezug, und der Einsatz bei der Übung ist nicht der Selbe wie er einmal gewesen ist. Dafür weiß man heute mehr über Hintergründe, jeder Karateschnipsel wird wissenschaftlich aufgearbeitet und ersetzt die Praxis im Dojo.
Man differenziert verschiedene „Zielgruppen“ die unterschiedliche Inhalte üben. Es gibt tatsächlich Karate als Breitensport, Leistungssport und eine kleine Gruppe die weder Breitensport noch Leistungssport betreiben. Ich habe aber keinen Namen für diese Gruppe. Vielleicht machen die einfach nur Karate-Do. Die Verwirrung wir noch größer, weil alle die gleiche Kleidung tragen, und die selben Vokabeln benutzen, doch aufgrund Ihrer verschiednen Sicht auf die Dinge was ganz anderes meinen. Es wird in Zukunft nicht einfacher werden für die “Karategemeinde“ gemeinsam zu üben, Prüfungen abzulegen, zu diskutieren und gemeinsam die Zukunft zu beschreiten. Ein langer Weg, Ganbatte!