Einsatz von Körperwaffen
Hanshi Fritz Nöpel gab am 22. November in der RAG-Sporthalle Bergkamen einen Breitensportlehrgang zum Thema Kobudo.
Als Assistent stand ihm Alf Lehmann (3. Dan Goju-Ryu) hilfreich zur Seite.
Der erste Teil wurde von Alf geleitet, derweil Sensei Fritz Nöpel die Teilnehmer  aus dem Hintergrund beobachtete. Alf kam es darauf an, die Karateka zu flüssigen Abwehr-Konter-Kombinationen zu führen. Es sollten zuerst einmal die eigenen Körperwaffen zum Einsatz kommen. Hierzu gab er eine Übung vor: Abwehr mit Dreierkontakt - Abwehr Yoko-Uke auswärts, Weiterführung mit Yoko-Uke einwärts und nochmals Weiterführung auswärts mit Haraiotoshi-Uke um dann übergangslos mit Oi-Zuki Chudan zu kontern. Alf mahnte immer wieder eine flüssige und dynamische Ausführung an. Als zweite Übungs-Kombination hatte Alf die folgende gewählt: Age-Uke mit offener Hand gegen angreifenden Furi-Uchi, weiterleiten und mit Furi-Uchi den Partner seinerseits angreifen. Nun waren die Teilnehmer bestens präpariert, um aus diesen Übungs-Kombinationen praktische Selbstverteidigungs-Praktiken zu entwickeln. Die Zielvorgabe von Alf Lehmann lautete: Eine Abwehraktion sollte von mindestens zwei, besser drei, wünschenswert vier oder mehr Konter-Aktionen gefolgt sein. Alf betonte insbesondere auf ein Ineinanderfliessen der Techniken unter kontinuierlicher Ausatmung zu achten. Die Abwehr-Konter-Kombinationen muss wie aus einem Guss vorgetragen werden.

 

HanboNach einer kurzen Mittagspause mit Kaffee und süssen Appetithappen übernahm dann Fritz   Nöpel die Leitung und stieg in das Hauptthema des Lehrgangs ein. Als Einstieg ließ er eine Partnerübung mit Bambusstock als Messer-Attrappe ausführen. Das Ergebnis war für die Teilnehmer ausnahmslos desillusionierend: Die Chancen, gegen einen entschlossen vorgetragenen Messer-Angriff zu bestehen, tendierten gegen null. Bei einem Gegenangriff mussten schwerste  Verletzungen in Kauf genommen werden. Jedoch ließ Fritz Nöpel die Teilnehmer nicht in ihrer Frustration allein, sondern zeigte Lösungswege auf. Der Schlüssel zur Lösung des Problems lag darin, einen Distanzvorteil zu gewinnen, beispielsweise durch Hilfsmittel wie Gehstock oder Regenschirm (Hanbo lässt grüssen). Kann ich also meinerseits eine Waffe dagegen setzen, die eine deutlich grössere Reichweite als die des Gegners hat, wendet sich der Vorteil zu meinen Gunsten, auch obwohl ein Stock nicht die Schärfe und Durchdringung eines Messers hat. Immer unter der Voraussetzung, dass ich mit meiner Waffe vertraut bin und sie beherrsche gilt: Reichweite rangiert vor Kampfkraft. Überspitzt formuliert hiesse das: Mit einem Garten-Rechen kann ich auch einen Bemesserten auf Abstand halten. In den Bauern-Kriegen des Deutschen Mittelalters waren selbst Knechte mit langen Dresch-Flegeln ernst zu nehmende Gegner. 
Der zweite Aspekt, der Fritz Nöpel in diesem Zusammenhang wichtig war lautete, die Waffe nicht als Gegenstand zu begreifen, sondern wie mit einer Prothese mit ihr eins zu werden und als solche anwenden. Auch mahnte Fritz Nöpel, nicht auf die eigene Waffe (Hanbo) fixiert zu sein, und die eigenen Körperwaffen nicht zu vernachlässigen. Seine Empfehlung lautete, mögichst als Abschluss-Technik noch einen Mae-Geri zu setzen. Anschliessend wurden konkrete Situationen zum Thema Selbstverteidigung mit dem Hanbo geübt: Stockschlag zum Kopf, Stockhieb zur Schläfe, Stockhieb und das Griffsprengen.
Zum Abschluss durfte nochmal richtig „Gas gegeben“ werden, beim beliebten Shinai-Kumite, einer Reaktionsübung aus sieben schnell aufeinanderfolgenden wechselseitigen Angriffen. Hierbei zeigte sich, wie enorm der Kiai die eigene Entschlusskraft befeuert. Als Ausklang folgte noch Historisches aus dem alten Japan.