Am 14.04.2013 fand der Jukuren-Lehrgang unter der Leitung von Axel Koschorreck statt.

Der Schwerprunkt lag diesmal ganz auf der Abwehr von Angriffen. Da für eine gute Abwehr u. a. ein gutes Gleichgewicht benötigt wird, wurde hierfür zunächst eine Partnerübung mit dem Ziel gemacht, das Gleichgewicht zu behalten. Was sich scheinbar einfach anhörte, erwies sich beim Ausprobieren jedoch als schwieriger. Während der eine Partner den anderen mit den Händen am Revers durch das Dojo schob, zog und drehte, sollte der andere seinen Stand nicht verlieren. Dies bedeutete jedoch nicht, dass der Partner seine Füße im Boden „verwurzeln“ sollte, sondern, dass er sich mit dem Schiebenden sinnvoll mitbewegt. Weder sollten große Schritte noch ausgleichende Bewegungen mit dem Oberkörper oder dem Kopf gemacht werden.

Axel machte deutlich, dass viele Karate-Do-Kas ihr Gleichgewicht nicht genügend wahrnehmen und sich auf ihre Anspannung verlassen. Mit Anspannen der Bein- und Fußmuskulatur ist man in der Lage, Bewegungen des Oberkörpers auszugleichen, ohne dass es einem bewusst wird. Nähme man die Spannung während des Ausgleichens aus dem Unterkörper heraus, fiele man letztendlich hin. Die Teilnehmer nahmen bei einer entsprechenden Übung wahr, dass die unbewusste Anspannung ihr Ungleichgewicht überdeckte. Individuelle Hinweise für die Verbesserung des Gleichgewichts fehlten nicht.



Es wurden verschiedene Abwehrtechniken geübt, die als Ju ausgeführt werden sollten. Der Unterschied zwischen einer Uke und einem Angriff erklärte der Lehrgangsleiter als das Fehlen der Anspannung am Ende der Abwehrtechnik. Dies impliziert, dass jede Körperbewegung, sei es eine Technik oder eine Bewegung mit den Beinen keine zusätzliche Spannung aufweist, außer der, die man zum Ausführen der Technik oder der Bewegung benötigt. Der Vorteil sei, dass „direkt nach der Abwehr ein Konter gemacht werden kann, ohne erst die Endspannung (also die Spannung am Ende) bei der Uke zu lösen“. Zu einer Ju-Abwehr gehöre, dass dem Angriff ausgewichen werde. Axel betonte, dass sich Ältere, Frauen oder Schwächere es sich ehedem nicht leisten können, einen Angriff im Stand abzuwehren, da der Angreifer meist erheblich kräftiger als man selbst sei. Die Anwesenden wichen bei der Ju-Abwehr nur soweit aus, wie sie ihren Körper schützen mussten. Um den Unterschied zu merken, wurde auch ein paar Mal die Abwehr als Go-Technik (mit einer Anspannung am Ende) ausgeführt.

Geübt wurden die Abwehrtechniken als Gesamtkörperbewegung. Die Teilnehmer übten, ihre Konzentration nicht nur auf den abwehrenden Arm zu legen, sondern auf den gesamten Körper. Voraussetzung war auch hier ein entspannter Körper („Ju“), damit die Teilnehmer selbst spüren konnten, ob sie vielleicht überflüssige Bewegungen machen, oder aber z. B. die aktive Mitarbeit der zurückziehenden Hand und somit der kompletten Körperhälfte unterließen. Von einem Anwesenden kam irritiert die Anmerkung: „Aber irgendein Körperteil muss ich doch auch bei einer Gesamtkörperbewegung zuerst bewegen.“ Axel erwiderte jedoch, wenn man im Kopf habe, dass man einen Körperteil zuerst bewegen müsse, dann mache der Körper dies auch. Vielmehr solle man im Kopf haben, dass man den ganzen Körper bewegen müsse, damit der Körper dies auch nach einigem Üben mache. Beispielhaft ließ er die Handgelenke des jeweiligen Partners greifen, die neben dem Körper gehalten wurden. Als Befreiung wurde eine Mawashi Uke gemacht, während gleichzeitig auf den Partner zugegangen wurde, um den Griff zu lösen. Der Angreifer konnte den Griff nicht halten, wenn der gesamte Körper gleichzeitig eingesetzt wurde. Bei einer Vergleichsübung, bei dem die Extremitäten einzeln bewegt wurden, blieb der Angreifer im Vorteil. Auch wenn es für die Teilnehmer schwer war, eine Gesamtkörpertechnik auf Anhieb richtig auszuführen, so gab es doch einen Aha-Effekt.



Wichtig war für Axel noch zu erwähnen, dass wir alles, was uns ein Trainer oder Lehrer zeigt, ausgiebig ausprobieren und prüfen sollen, denn erst danach könne man feststellen, ob dies für den eigenen Körper das richtige ist.

(Anmerkung der Berichterstatterin: Es waren sowohl Frauen als auch Männer beim Jukuren-Lehrgang anwesend. Zur besseren Lesbarkeit wurde aber darauf verzichtet, jeweils die männliche und die weibliche Schreibweise zu verwenden.)