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Category: Berichte
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Der erste Stilrichtungslehrgang in diesem Jahr fand am Sonntag, den 23.02. unter der Leitung von Christian Winkler im Kamener Dojo statt. Thema war die Kata Seisan.

 

In einer kurzen theoretischen Einführung wurden ein deutschsprachiger und ein englischsprachiger Text zu der Kata gelesen und verglichen. Beide Quellen stammen aus Wikipedia. Es zeigte sich, dass die Texte sowohl in Bezug auf ihre Ausführlichkeit als auch hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Angaben sehr unterschiedlich sind. Christian verdeutlichte an diesem Beispiel, wie kritisch man bei der Internetrecherche sein muss. Längst nicht alles, was dort geschrieben wird, entspricht den Tatsachen und teilweise sind recht dubios anmutende Behauptungen im Umlauf, so z.B. die Aussage, dass die Seisan sich auch eignet „für Frauen, die ein Kind auf dem Rücken tragen“. Generell ist beim Umgang mit Informationen über Karate-Do kritisches Denkvermögen gefragt und letzten Endes muss jeder sein eigenes Wissen und seine Erfahrung zur Überprüfung heranziehen.

 

Anschließend ging es direkt los mit der praktischen Umsetzung der Kata: Mit dem Partner wurden zunächst einige Vorübungen gemacht, anhand derer wesentliche Merkmale der Kata deutlich wurden, beispielsweise sich wiederholende, schnell aufeinander folgende Techniken. Präzision, Distanz, Timing sowie der Wechsel von „Go“ und „Ju“ konnten in der Anwendung mit dem Partner hinsichtlich der Wirksamkeit der Techniken überprüft werden.

Anschließend wurde die Kata gelaufen, wobei einzelne Sequenzen immer wieder auch mit dem Partner geübt wurden. Es zeigte sich wieder einmal, dass durch die Anwendung am Partner ein viel besseres Verständnis für die Techniken entsteht. Wenn man die Kata dann läuft, ist sie nicht mehr nur bloße Form, sondern als Darstellung einer kämpferischen Auseinandersetzung erkennbar.

Christian wies auch auf einige weit verbreitete Missverständnisse hin. Einige Techniken in der Kata erscheinen sehr filigran und man meint, es wäre hierbei nicht viel Kraft erforderlich. Tatsächlich aber können diese Techniken ohne entsprechende Kraftübertragung gar nicht gelingen. Auch gibt es vermeintlich unspektakuläre Stellen, die oft als eine Art „Pausenfüller“ gesehen werden und deshalb nicht mit dem notwendigen Einsatz gezeigt werden.

In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „Kime“ erläutert, der als „Zumachen“ übersetzt werden kann, d.h. die Technik muss konsequent zu Ende geführt werden.

 

Insgesamt wurde an diesem Sonntag der Charakter der Kata Seisan sehr deutlich. Man kann sich abschließend auch noch fragen, warum Christian wohl gerade diese Kata für den Stilrichtungslehrgang gewählt hat.

 

Mit über 30 Teilnehmern, vorwiegend aus dem Oberstufenbereich, war der Lehrgang mal wieder sehr gut besucht.






Kata ohne Partnerübungen ist nur eine "hohle Form".