Im ersten Teil dieses Lehrgangs berichtete Fritz Nöpel von vorherigen Prüfungen und welche Bereiche verbesserungswürdig sind. Dabei zeigte er anhand des Kogan Uke, der zur Eröffnungssequenz einer jeden Kata gehört, welche Fehler gemacht werden können. 5 Teilnehmer zeigten ihre Version und es war jeweils eine andere. Nicht unbedingt Falsch, aber Kleinigkeiten konnten verbessert werden, so dass bei einer Prüfung bereits der Anfang den Prüfer überzeugt und keine Fragen offen lässt. Die saubere und korrekte Ausführung des Anfangs oder Endes einer Kata gehören nicht in den Bereich der besonders schwierigen Aufgaben, im Gegensatz zu einigen Passagen in der Kata selbst. Als Prüfer kann man also schon hier erkennen, ob Fleißarbeit betrieben wurde und man sich um die Bedeutung dieser Sequenzen Gedanken gemacht hat. Sensei Nöpel forderte die anwesenden Prüfer auf, gerade auch als B-Prüfer, mehr auf solche Sachen zu achten und ihre eigenen Prüflinge dementsprechend vorzubereiten.

Im zweiten Teil, der von Christian Winkler geleitete wurde, ging es dann um die Beurteilung der Prüflinge vom 9. Kyu bis Dan. Was unterscheidet zum Beispiel einen Gyaku Zuki zum gelben Gürtel und zum 1.Dan. Was sollte erstrebenswertes Ziel sein und wo können in den einzelnen Stufen dahin, Abstriche gemacht werden. Karate zu lernen ist ein langwieriger Prozess und man kann nicht direkt am Anfang des Studiums perfekte Techniken erwarten. Aber für einen Prüfer oder natürlich auch Dojo-Leiter, ist es wichtig, zu erkennen, wann eine Entwicklung in die richtige Richtung geht und dies dann zu fördern. Dabei sollen die Techniken von Anfang an von den verantwortlichen Trainern richtig gezeigt werden, auch wenn das hochgesteckte Ziel noch nicht erreicht werden kann. Auf weniger schwierige, weil oft geübt oder in der Bewegung nicht so komplizierte Bewegungsabläufe, sollte besonderes Augenmerk gelegt werden. So z.B. die Mawate Formen im Kihon-Ido, die sich, egal welche Kombination gelaufen wird, immer wiederholen. Hier  können Timing, Körperbeherrschung, Spannung und Bereitschaft, auch schon in den unteren Gürtelgraden gezeigt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt, und da waren wieder die Dojo-Leiter angesprochen, ist das Bewusstsein um die Funktionalität der Technik. Den Schülern soll regelmäßig vermittelt werden, wie Kihon-Ido auch am Partner umgesetzt werden kann. Dadurch bekommt man ein besseres Gefühl für die Technik und kann dies auch besser im Ablauf des Kihon-Ido zeigen. Mit diesem Verständnis sollte dann auch in den Partnerübungen gearbeitet werden, die egal in welcher Stufe, den kämpferischen Charakter des Karate auch zeigen sollen. Dabei sollten die Bewegungen zu jeder neuen Graduierung immer fließender werden.

Das Ziel der Ausbildung eines Karateka bis hin zum Meistergrad, sollte als ganzheitliche Ausrichtung als Kampfkünstler gesehen werden. Ob der Winkel des vorderen Fußes im Sanchin Dachi 50°, 45° oder 40° beträgt ist nicht das entscheidende Kriterium, sondern ob aus dieser Stellung eine gute Technik abgegeben und der Körper entsprechend eingesetzt werden kann.

Unter der Leitung von Christian Winkler wurde das für die Oberstufe ausgerichtete Sommerferientraining, bereits zum 10. Mal für die Mitglieder des KKB (und Gäste) angeboten. In diesem Jahr stand es unter dem Motto:“ Es scheint in Vergessenheit geraten zu sein, dass Karate an sich das Schwierige des Ganzen ist.“ So führte er die Teilnehmer immer wieder über die Grundlagen zu schwierigeren Kombinationen, die dann auch z.T. in eigener Regie weitergeführt werden durften. Dabei zeigte sich sehr deutlich, dass ein Pratzentrainingmangeldes Verständnis der grundlegenden Technik dazu führt, dass weitere Aktionen nicht möglich sind oder ebenfalls falsch ausgeführt werden um die Fehler zu überbrücken. Nicht das „Höher, Schneller, Weiter“ ist entscheidend, sondern das Beherrschen der Grundlagen. Um ein Gefühl für die richtige Anwendung zu bekommen wurde neben dem Partner, auch an Pratzen geübt, um seine Techniken kritisch betrachten zu können.                       

Ein weiterer Schwerpunkt des Trainings war das Loslösen vom langen Verharren in der Technik. Desto schneller man die Spannung wieder löst, desto schneller können auch Folgetechniken ausgeführt werden. Dabei darf die Effektivität nicht auf Kosten der Schnelligkeit verloren gehen. Nichts Neues, aber schwer umzusetzen.
Sechs Wochen Training ohne eine neue Kata, keine spektakuläre Bunkai-Form oder die absolut perfekte Kombination für die Selbstverteidigung. Aber harte Arbeit an den Grundlagen, ohne deren Verständnis die Kata nur zur leeren Form wird, die Bunkai nicht wirksam und man bei der Anwendung nur hoffen kann, dass man sich nicht selbst verteidigen muss.

 

2 Wochen nach dem Sommerlehrgang  fand in Kamen am vergangenen Sonntag ein Stilrichtungslehrgang unter Leitung von Christian Winkler (5. Dan) und Alf Lehmann (3. Dan) statt. Im ersten Lehrgangsteil am Vormittag hinterfragten und diskutierten die Teilnehmer zwei Texte, die Christian zur Verfügung gestellt hatte zur Gesundheitsförderung oder Gesundheitsschädigung durch die Kata Sanchin.

Am Nachmittag ging es im praktischen Teil um die stilrichtungsspezifischen Details dieser Kata. Atmung, Körperspannung und der richtige Stand wurden von den Teilnehmern unter Anleitung von Christian und Alf intensiv geübt, korrigiert und wieder geübt. Ein Schwerpunkt bestand darin, zu vermitteln, dass gerade auch bei der Sanchin das Zusammenspiel von Spannung und „Entspannung“ entscheidend ist, damit sich die Kata als Gesamtform und nicht als Aneinanderreihung von Einzeltechniken entwickeln kann.

Stilrichtungslehrgang 5_10






















Dan-Träger und Kyu-Grade sollten Stilrichtungslehrgänge nutzen, um sich nachhaltig mit der Stilrichtung auseinanderzusetzen.